Shure SE530 PTH HiFi InEar-Kopfhörer
(21.01.2010 00:00 CET)
Lange vorbei ist die Zeit, in der mobile Geräte nur eine Anwendung hatten. Wer früher ein Mobiltelefon, einen PDA, eine Digitalkamera und einen MP3-Player einpacken musste, kann heute massig Platz in seinen Taschen sparen: Jedes Smartphone erfüllt all diese Aufgaben spielend als ein einziges Gerät.
Gerade im Multimediabereich aber ist natürlich immer noch ein Kopfhörer nötig, und hier fängt die Herausforderung erst richtig an: Beigelegt ist dem Gerät meist eine billige Kabel-Freisprecheinrichtung, die nebenbei die Aufgabe des Musik-Kopfhörers übernimmt, aber nicht wirklich gut klingt. Deren Tragekomfort lässt zu wünschen übrig und in der Summe den Genuss von Multimediacontent nicht wirklich zu.
Auf Grund des Anspruches, portabel zu bleiben, scheiden offene Systeme meist aus, und der Wunsch nach einem geeigneten InEar-System ist groß... auch wenn die geringe Baugröße eigentlich kaum Platz für hochwertige Klangkomponenten lässt. Nichts desto Trotz haben diverse Hersteller einiges an Forschung und Geld investiert, um eine möglichst hochwertige Klangwiedergabe für solche Systeme zu ermöglichen.
Es haben bereits einige höherwertige Kopfhörer den Weg in einen meiner Tests geschafft, und mit den Shure SE530 PTH jetzt auch eines der Top-Modelle der InEar-Systeme mit einem Straßenpreis von knapp EUR 300,-. Die erste Frage, die sich unweigerlich stellt: Ist der Preis gerechtfertigt? Was unterscheidet ein günstigeres InEar-System wie beispielsweise die beyerdynamic MMX-100 von einem HighEnd-System?
Zuerst einmal die Anmutung des Paketes, das der Nutzer beim Auspacken vor sich sieht: Befreit man das Paket von seiner Plastik-Umverpackung, dann kommt schon die erste Begeisterung auf: Kopfhörer und Zubehör sind in zwei Schalen aus gebürstetem Aluminium verpackt, die obere dunkel anthrazit, die untere alufarben. Zugegeben: das ist nicht der Kernbereich, in dem sich ein solches System beweisen muss, aber im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern, die der Haptik der Umverpackung keine Bedeutung beimessen, führt Shure den Käufer des SE530 wie mit einem geplanten Spannungsbogen an das Produkt heran und lässt zu keinem Zeitpunkt Zweifel daran, Value for Money zu liefern.
Ein zweiter, für die tatsächliche Nutzung dann auch relevanter Unterschied ist der Lieferumfang des Systems: Neben dern unterschiedlichen Passstücken, die für die Ohren des Nutzers individuell die Versiegelung des Hörkanals und damit sowohl die Klangqualität als auch die "Noise Isolation", das Herausfiltern von Umgebungsgeräuschen sicherstellen, liegen alle Adapter bei, die man sich nur denken kann: Ein Airline-Adapter, das das System im Flugzeug nutzbar macht, einen Lautstärkeregler (quasi ein kleines Adapterstück mit Potentiometer, das bei lauteren, nicht selbst regelbaren Quellen eine Herunterregelung der Lautstärke erlaubt), ein Verlängerungskabel, ein Adapter von 3.5mm auf 6.35mm Klinke zum Anschluss an eine Stereoanlage etc. Zum Verstauen des Systems und des benötigten Zubehörs liegt eine Transporttasche bei, die von der Robustheit zwischen Hard-und Softcase liegt, Schutz bietet, ohne andere Gegenstände im Handgepäck beschädigen zu können.
Der Punkt allerdings, wo der Unterschied zu anderen Systemen am deutlichsten spürbar ist, ist der Klang. Es ist vom Grundsatz her schwer erklärbar, wie auf dem minimalen Raum, den ein InEar-Hörer zur Verfügung stellt, komplexe Technik zur Klangoptimierung Platz finden kann, nichts desto Trotz gelingt es. Shure nennt das eigene System "Triple TruAcoustic Microspeaker". Hörbar verbirgt sich dahinter kein Marketinggewäsch, sondern eine Technik, die eine bisher für solch kleine Systeme noch nicht erreichte Klangbrillianz erzeugt: Pro Hörer werden drei Miniaturlautsprecher verwendet: Ein Hochtöner und zwei Bässe. Frequenzweichen stellen sicher, dass die einzelnen Klangbereiche klar voneinander abgegrenzt werden und so der Klang extrem transparent ist.
Bei aller Begeisterung aber sei eines klar gemacht: Wer eine 128KBit/s MP3-Datei mit eingeschalteter Loudness anhört, der wird eher enttäuscht: sehr viel besser als andere System klingt das Gesamt-Klangbild nicht! Die Unterschiede, die die SE530 so hervorheben und klanglich wie auch preislich in eine andere Dimension heben, kommen erst zur Geltung, wenn das Quellmaterial diese auch hergibt. Und dabei gilt: Je stärker die Kompression, desto undifferenzierter der Sound. Richtig spürbar wird die Brillianz der Wiedergabe, wenn man direkt an einen CD-Player oder eine Stereoanlage geht. Bei MP3-Klangdateien sollte mindestens 192 KBit/s, besser aber 320 KBit/s verwendet werden. Dann ist der Unterschied zu anderen hochwertigen Systemen deutlich spürbar.
So sehr auch das Equalizing am Gerät selbst reizt, je mehr man manuell in den Klang eingreift (indem Bass und/oder Höhen manuell verstärkt werden), desto mehr verschenkt man die Brillianz, die die SE530 selbst aus dem Roh-Klangmaterial herausholen. Ergebnis dieses Testes, in dem direkte Vergleiche mit den beyerdynamic MMX-100, den etymotic ER6 und den Jaybird Endorphine Rush mit identischen Wiedergabegeräten und Musikstücken vorgenommen wurden: Die SE530 bieten mit Abstand den besten und klarsten Klang bei unkomprimierten bzw. wenig komprimierten Quellen.
Die Ausgewogenheit des Klangs ist ein weiterer Faktor: die Höhen sind klar, ohne zu zischen, die Bässe hörbar, ohne den Gesamtklang zu dominieren. Dies stellt sicher, dass auch jedes kleine Detail in der Musik herauszuhören ist, bei einigen Stücken sind Details aufgefallen, die bisher untergegangen sind. Für diese Effekt ist es aber unabdingbar, den Klang unverfälscht zu lassen. Wer gerne mal den Bass aufdreht oder die weit verbreitete Loudness-Taste drückt, der verschenkt Hörgenuss.
Wer seine 128KBit/s MP3-Metal-Sammlung unterwegs hören will, und auf den richtigen Wumms steht, der ist sicherlich nicht die Zielgruppe der SE530. Wobei angemerkt sei, dass zu meinen Test-Musik-Dateien u.a. auch Songs von Dark Tranquillity und damit "Lärm" aus dem Death Metal-Genre zählen: Die Musikart hat nichts mit der Klangqualität zu tun! Diese Art der Nutzung bringt keinen schlechteren Klang als Konkurrenzprodukte, aber eben auch nicht den Klangvorsprung, den der Preisunterschied suggeriert.
Das "PTH" im Namen des Testmodells steht für "Push to Hear" und bezieht sich auf eine Situation, die jeder mobil Mediendateien nutzende kennt: Das InEar-System ist optimal im Ohr platziert, da macht der Pilot eine Durchsage, am Gleis wird eine Zugverspätung angekündigt, der Nachbar hat Kommunikationsbedarf, kurz: ein Ereignis erfordert, dass man zuhören muss. Und genau da sind die Klangisolierungs-Eigenschaften moderner InEar-Systeme nicht wirklich hilfreich: Es bleibt nichts übrig, als die Kopfhörer aus den Ohren zu nehmen und so wieder hören zu können, was die Aussenwelt mitteilen will.
Das PTH-System ist ein Zwischenstück zwischen Kopfhörer und Wiedergabegerät und besteht aus einem Mikrofon und einer kleinen Box, die batteriebetrieben den Klang des Mikrofons aufnimmt und auf Knopfdruck verstärkt auf die Ohrhörer gibt. Ein Lautstärkeregler an der Einheit lässt Einfluss auf die Lautstärke zu. Diese Kombination ist auf die menschliche Stimme abgestimmt und erlaubt tatsächlich das problemlose Verstehen von Sprache in direkter Kommunikation (die Person steht vor oder neben dem Anwender), aber auch von Ansagen wie in den obigen Anwendungsbeispielen.
Der Preis dessen ist offensichtlich: weitere Kabel, die verstaut sein wollen, in der Summe muss sich jeder Anwender fragen, wie oft er tatsächlich in die Situation der Nutzung kommt und ob das Herausnehmen eines Ohrhörers nicht die komfortablere Variante ist. Im Test funktionierte das PTH-System übrigens mit allen anderen Kopfhörern ebenfalls problemlos, auch wenn Shure die Funktion nur für die eigenen Systeme garantiert.
Fazit:
Das Shure SE530 ist ohne Frage das sowohl vom Lieferumfang als auch vom Klang her hochwertigste InEar-System im Testfeld. Die "Triple TruAcoustic Microspeaker" erzeugen ein brilliantes, ausgewogenes Klangbild, das nach kurzer Zeit vergessen lässt, dass man ein InEar-System trägt. Für den mobilen Audiophilen eine klare Empfehlung. Ist der hohe Preis angemessen? Objektiv betrachtet ja, denn die SE530 schlagen sich in den diversen Musikbereichen signifikant besser als die Konkurrenz. Wer allerdings mit stark komprimiertem Klangmaterial wie "kleinen" MP3-Dateien unterwegs ist, der wird die Unterschiede so gut wie nicht merken und kann ohne deutlichen Qualitätsverlust zu einer günstigeren Alternative greifen.
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